Straubing steuert offenen Auges auf einen Engpass zu
Nur 40 statt 1200 zusätzliche Wohnraumplätze in einem Jahr in Bayern
Immer weniger Studierende in Bayern kommen in öffentlich geförderten Wohnplätzen unter. Die Quote fiel landesweit von 12,2 Prozent im Jahr 2011 auf 10 Prozent im Jahr 2016, wie parlamentarische Anfragen der SPD-Fraktion an das Innen- und Bauministerium ergeben haben. Die Landshuter Abgeordnete Ruth Müller rechnet vor: "Im Jahr 2016 ist die Zahl der Wohnheimplätze gegenüber 2015 im Saldo um lediglich 40 angestiegen - in ganz Bayern! Dabei waren 1200 zusätzliche Plätze das angekündigte Ziel der CSU-Staatsregierung pro Jahr. Das ist eine Bankrotterklärung!"
Besonders ärgert sich Ruth Müller über die fehlende Unterstützung des Freistaats in Straubing, wo zum Wintersemester 2017/18 mit vier Bachelor- und Masterstudiengänge und 1000 Studierenden an der neuen Hochschule beginnen soll. „Bisher gibt es in Straubing 250 Studierende. Noch sind hier jahrelange Wohnungssuche oder hohe Mietpreise kein großes Thema. Die Wohnungen für Studierende sind in Straubing noch bezahlbar“, beschreibt Müller die aktuelle Situation. Derzeit investiert der Freistaat Bayern 40,5 Millionen Euro in rund 1.200 Quadratmetern moderne Forschungslabore, 940 Quadratmeter Bürofläche, einen teilbaren Hörsaal mit 300 Plätzen, Seminarräume für insgesamt 200 Personen und Praktikumsräume mit rund hundert Arbeitsplätzen. Doch Wohnplätze für Studierende stehen nicht auf der Agenda und so werde sich die Wohnsituation nächstes Jahr deutlich verschärfen, so Ruth Müller.
SPD-Fraktionsführer im Straubinger Stadtrat, Peter Stranninger bestätigte Müllers Befürchtungen: „Straubing braucht ein Studentenwohnheim unter der Regie des Studentenwerks Niederbayern/Oberpfalz, dass auch entsprechend bewirtschaftet wird. Leider hat sich die Situation in Straubing seit 2012 deutlich verschlechtert, als der damalige Landtagsabgeordnete Reinhold Perlak bereits Gespräche mit allen beteiligten zur Umwidmung des Wohnprojekts Pfauenstraße geführt hat. Die Stadt hat mittlerweile das bestens geeignete Objekt verkauft und einen Plan B gibt es bislang nicht!“
Müller ergänzt: „Die Zahlen zeigen deutlich, dass die Rahmenbedingungen für ein Studium für viele zunehmend schwierig sind. Die Möglichkeit für ein erfolgreiches Studium setzt jedoch wirtschaftliche und soziale Sicherheiten voraus. Dazu gehört bezahlbares Wohnen.“ Letztlich gehe es darum, allen die gleichen Chancen auf Bildung zu gewähren – unabhängig vom Geldbeutel der Eltern. „Dafür brauchen wir mehr bezahlbaren Wohnraum für Studierende, den wir zielgerichtet und nachhaltig für diese Gruppe fördern“, betont die Landshuter Abgeordnete, denn neben den Studierenden brauchen auch die Beschäftigten am Campus eine bezahlbare Wohnung
Das Konzept der SPD-Landtagsfraktion, das in einen parlamentarischen Antrag gegossen wurde, sieht neben einer Förderung, die sich überwiegend auf Objekte mit Gemeinschaftsküchen (statt auf abgeschlossene Einzelappartements) konzentriert und damit mehr bezahlbaren Wohnraum für Studierende aus einkommensschwächeren Familien ermöglicht, auch das Schließen einer Gesetzeslücke vor, die es Investoren bislang erlaubt, Wohnraum für Studierende frühzeitig aus Mietpreisbindungen herauszulösen. Das Ziel ist, die Wohnplatzquote für Studierende auf 15 Prozent zu erhöhen.
Müller betont, dass die gesamte Bevölkerung etwas von speziellem Wohnraum für Studierende habe: "Jeder Wohnraumplatz entlastet den gesamten Wohnungsmarkt. Und wenn stärker auf gemeinschaftliches Wohnen gesetzt wird, lassen sich die Baukosten senken."