MdL Ruth Müller und MdL Susann Biedefeld zu Besuch im Frauenhaus Coburg

Veröffentlicht am 14.08.2015 in Landespolitik

Finanzierung der Frauenhäuser muss deutlich verbessert werden - SPD-Landtagsabgeordnete sehen Freistaat in der Pflicht

Die SPD-Landtagsfraktion macht sich für eine deutlich bessere Finanzierung von Frauenhäusern im Freistaat stark.

Bei einem Besuch im Frauenhaus Coburg machten die beiden SPD-Landesparlamentarierinnen Ruth Müller (Niederbayern) und Susann Biedefeld deutlich: „Statt 100 Millionen Euro pro Jahr für das Betreuungsgeld auszugeben, sollten wir lieber die Infrastruktur für die Familien verbessern. Und dazu gehören selbstverständlich neben Kindertagesstätten auch die Frauenhäuser, die einen unverzichtbaren Schutz vor Gewalt für Frauen und ihre Kinder bieten. Der Staat hat die Verantwortung, von Gewalt bedrohten Frauen einen umfassenden Schutz zu gewährleisten. Aus diesem Grund muss dafür gesorgt werden, dass es für jedes Frauenhaus, für jeden Frauennotruf und für jede Interventionsstelle in Bayern eine gesicherte Finanzierung gibt.“

Trotz der Zunahme von Gewalt gegen Frauen sei die finanzielle Ausstattung des Frauenhauses Coburg mit gerade einmal 20.500 Euro im Jahr mehr als dürftig. Zudem seien die Räumlichkeiten mehr als beengt, denn diese sind für nur fünf Frauen und fünf Kinder ausgerichtet, während das Einzugsgebiet mit den Städten und Landkreisen Coburg, Kronach und Lichtenfels rund 265 000 Menschen umfasst. „Schon seit vielen Jahren ist die finanzielle Sicherstellung der Frauenhäuser ein Thema in den kommunalen Gremien und im Landtag“, kritisiert die Coburger SPD-Landtagsabgeordnete Susann Biedefeld. „20.500 Euro für das Frauenhaus Coburg, das reicht hinten und vorne nicht aus, um diese überlebensnotwendigen Einrichtungen zu finanzieren“, so die stellvertretende frauenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Ruth Müller. Die Fördersumme des Freistaates Bayern sei nur ein einziges Mal in zwanzig Jahren aufgestockt worden.

„Und da die registrierte Gewalt gegen Frauen stetig zunimmt, brauchen wir dringend mehr Plätze und mehr Geld – auch für das Coburger Frauenhaus“, fordern die beiden Abgeordneten. Eine Anhebung der finanziellen Mittel wünschen sich auch die Leiterin des Coburger Frauenhauses, Diplom-Sozialpädagogin Margit Traut, sowie vom Trägerverein für misshandelte Frauen, die Vorstandsfrauen Natalie Pawletta und Selvet Göksu. Immerhin müsse der Verein für misshandelte Frauen einen zehnprozentigen Eigenanteil erwirtschaften. Im Coburger Frauenhaus sind zwei Sozialpädagoginnen, die sich eine 1 ¼-Stelle teilen, eine Erzieherin (halbe Stelle), eine Putzfrau sowie eine Praktikantin tätig. „Unser Personal ist sehr stramm und eng bemessen und immer geht es für uns um die Finanzierung“, macht Margit Traut deutlich und weist auf die immer umfangreichere Dokumentations- und Nachweispflicht hin, die zur umfassenden Betreuungsarbeit, die das Team leistet, zusätzlich bewältigt werden müsse. Die Diplom-Sozialpädagogin spricht von einer Zunahme an Frauen mit Behinderung, die häusliche Gewalt erfahren, was auch das Frauenhaus vor zusätzlichen Herausforderungen stelle. Obwohl der Standort des Coburger Frauenhauses recht gut sei, könne dieser Betroffenenkreis aber nicht immer aufgenommen werden, da es an der Barrierefreiheit im Gebäude hapert. Auch hier sehen Ruth Müller und Susann Biedefeld dringenden Handlungsbedarf, ebenso in schnellen Hilfen für Frauen, die psychisch erkrankt sind und auch eine besondere Betreuung bedürften. „Da fehlt uns die entsprechende Ausbildung und die Nachbetreuung können wir nicht leisten“, erklärt Margit Traut.

Die Leiterin des Coburger Frauenhauses warnt die Landtagsabgeordneten davor, bei sinkenden Belegungszahlen einen falschen Eindruck zu gewinnen. Das liege nicht daran, dass die Gewalt von Frauen zurückgehe und sich der Bedarf reduziere, sondern lediglich an längeren Verweildauern einzelner Frauen. Grund dafür, so Margit Traut: Weil es für die betroffenen Frauen oftmals keinen finanzierbaren Wohnraum gibt, ist deren Verweildauer im Frauenhaus länger, wodurch nicht selten Engpässe entstehen und letztendlich weniger Frauen „Unterschlupf“ und Schutz finden können. Hinzu komme, dass sich auch vermehrt obdachlose Frauen an die Einrichtung wenden, weshalb aus Platzgründen Hilfesuchende leider abgewiesen werden müssten.

Eine immer größer werdende Herausforderung sieht die Leiterin des Coburger Frauenhauses auch in Flüchtlingsfrauen, die in Gemeinschaftsunterkünften Gewalt erfahren und mit ihren Kindern Hilfe im Frauenhaus suchen. Um diesen Frauen zu helfen und die vielen umfassenden Fragen zu klären, seien zusätzlich Dolmetscherinnen nötig, was aber auch bei der staatlichen Förderung keinerlei Berücksichtigung finde. „Das soll und muss dann der Verein alleine stemmen.“ „Den umfassenden Aufwand der Asylthematik ignoriert die Staatsregierung bislang“, fügt Ruth Müller an und hofft, dass Bayern dem Hamburger Beispiel folge und jeden Asylbewerber mit einer Gesundheitskarte ausstatte. „Diese erleichtert die Arbeit wesentlich, was die Erfahrungen aus Hamburg zeigen“, betont sie. Auch für die Mitarbeiterinnen im Coburger Frauenhaus würde dies wiederum eine kleine Arbeitserleichterung bedeuten.

Generell fehle es dem Frauenhaus an mehr Platz, Zimmern für die Unterbringung von mehr als fünf Frauen und fünf Kindern, mehr Platz für die Kinder oder auch an einem separaten Besprechungsraum. Derzeit stehe ein kleines Spielezimmer, das in Kürze saniert werden soll, und nur das Gemeinschaftsbüro zur Verfügung. Eine weitere Notwendigkeit zur Verbesserung und Erleichterung der Arbeit sehen Margit Traut wie auch die Vertreterinnen des Vereins in einer besseren Vernetzung der Bayerischen Frauenhäuser, da es unterschiedliche Träger gibt, um Frauen schnell freie Plätze zu vermitteln.

Sehr positiv bewerten die Vertreterinnen vom Verein und vom Frauenhaus die Zusammenarbeit mit den verschiedensten Behörden, Ämtern, Verbänden und Organisationen. Ob es die Polizei mit dem Kontaktbeamten für häusliche Gewalt ist, die Gerichte mit den Richterinnen und Richtern, die Stadt Coburg oder auch die Hochschule Coburg mit der Studienrichtung Soziale Arbeit und vielen anderen mehr. Und bewährt habe sich das Gewaltschutzgesetz, was sehr gut von den Frauen genutzt werde, wenn es um das Recht auf Wohnungszuweisung oder auch Kontakt- und Näherungsverbot gehe.

Die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Ruth Müller und Susann Biedefeld bedankten sich bei allen Mitarbeiterinnen, den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und dem Trägerverein, dem Verein zum Schutz misshandelter Frauen Coburg. „Ohne sie und ohne die Unterstützung der Städte und Landkreise Coburg, Kronach, Lichtenfels stünden die notleidenden Frauen und ihre Kinder auf der Straße. Wir fordern den Freistaat auf, die Kommunen bei dieser Aufgabe stärker zu unterstützen.“

 Foto: Zwei SPD-Landtagsabgeordnete besuchten das Frauenhaus Coburg. Unser Bild zeigt v.l.: Vorstandsfrau Selvet Göksu, MdL Susann Biedefeld, MdL Ruth Müller, Vorstandsfrau Natalie Pawletta und Diplom-Sozialpädagogin Margit Traut.

 

Ruth unterwegs:

Alle Termine öffnen.

05.05.2024, 10:00 Uhr Fraktionssitzung

05.05.2024, 13:00 Uhr Plenum

06.05.2024, 19:30 Uhr Europa-Veranstaltung der SPD Altdorf mit Severin Eder

07.05.2024, 17:00 Uhr Spendenübergabe Mesner-Müller-Vermächtnis

Alle Termine

Meine Arbeit im Bayerischen Landtag

Anträge und Anfragen sind das Kernstück der parlamentarischen Arbeit, Die von mir initierten oder mitgetragenen Initiativen finden Sie hier

Gläserne Abgeordnete

WebSozis

Soziserver - Webhosting von Sozis für Sozis WebSozis

Besucher

Besucher:530539
Heute:545
Online:2

Suchen