Emanzipation mal anders

Veröffentlicht am 09.03.2018 in Veranstaltungen

Fast ausschließlich Männer beim Frauenempfang der SPD – Schlechte Quote: Kreistag nur zu 21 Prozent weiblich

Eggenfelden. Ein Frauenempfang ganz ohne Frauen – das hat man in der Bayern-SPD noch nicht erlebt. Gedacht als Veranstaltung, um an den internationalen Welt-Frauentag am 8. März zu erinnern, fehlte die Damenwelt am Montag nahezu gänzlich. Rednerin MdL Ruth Müller nahm es mit Humor: "Ich finde es toll, dass die Männer hier im Landkreis so emanzipiert sind, dass sie sogar auf Frauenveranstaltungen gehen."

Cilly Saydl vom SPD-Ortsverein Eggenfelden war die einzige Frau, die der Einladung von MdL Bernhard Roos zum Empfang im Restaurant Lettl gefolgt war – die verbleibenden wenigen Besucher waren allesamt Männer. "Dass die männliche Seite derart deutlich überwiegt, ist ein Debüt", bemerkte Roos, der über den Grund dafür selbst nur rätseln konnte: "Wir machen wirklich viele Frauenempfänge – aber sowas habe ich auch noch nicht erlebt."

 

Freilich, das Thema, das Ruth Müller für ihren Vortrag ausgewählt hatte, war durchaus eines, das man auch als Mann hören durfte, sogar hören sollte – einer dieser Vorträge, den man an den Schulen ans schwarze Brett pinnen und die Wände in Personalbüros damit tapezieren möchte. Zum 107. Mal wird am heutigen Donnerstag, 8. März, der internationale Frauentag gefeiert – "doch Frauenpolitik muss überall stattfinden, jeden Tag, wenn sich etwas verbessern soll", so Müller. 100 Jahre sind vergangen, seit Frauen in politische Ämter gewählt werden dürfen, doch im neuen Bundestag ist längst noch nicht "Gleichstand": Nur 31 Prozent aller Abgeordneten – in der letzten Legislaturperiode waren es immerhin noch 36,5 Prozent – sind weiblich. 1949 wurde im Grundgesetz die Gleichberechtigung von Mann und Frau verankert, 1953 der Gehorsamsparagraph – bis dahin hatten Ehemänner das Entscheidungsrecht in allen ehelichen Angelegenheiten – abgeschafft.

Bis 1958 durften Ehemänner das Vermögen der Frau verwalten – alleine. Erst im selben Jahr, so Müllers Rückblick, wurde auch das Recht des Ehemanns abgeschafft, das Arbeitsverhältnis seiner Frau zu kündigen. Seit 1977 ist die Ehefrau gesetzlich nicht mehr zur Haushaltsführung verpflichtet – vielleicht, so die SPD-Landtagsabgeordnete schmunzelnd, sollte man das auch heute noch so manchem Ehemann mitteilen. "Wir Frauen tragen heute ganz selbstverständlich Hosen – was Frauen im Bundestag noch in den 70er Jahren verboten war."

Frauen stellen 51 Prozent der Bevölkerung – "und deshalb sollten sie auch zu 50 Prozent in der Politik vertreten sein", forderte Müller. Indes – im Kreistag Rottal-Inn liege die Frauenquote bei 21 Prozent. "Wenn mehr Frauen in der Politik mitentscheiden, wird sich auch die Sichtweise auf politische Themenfelder ändern", ist Ruth Müller überzeugt: Öffnungszeiten der Kitas, Ferienbetreuung in den Kommunen, Nahverkehrs-Verbindungen, Angebote der Nahversogung oder Pflege.

Noch immer verdienen Frauen im Schnitt wesentlich weniger als Männer – die Lohnlücke beträgt in Bayern 26 Prozent. Negativer Spitzenreiter ist laut Müller der Landkreis Dingolfing-Landau: "Die Männer verdienen hier im Schnitt 38,4 Prozent mehr als eine Frau."

Hinzu kommt, dass Teilzeitarbeit immer noch reine Frauensache ist: 74 Prozent sind in diesem Bereich Frauen, nur 26 Prozent Männer. Das räche sich spätestens bei der Rente: In Rottal-Inn bekomme ein Mann im Schnitt 1034 Euro Rente, eine Frau mit 553 Euro rund 50 Prozent weniger. "Für die Frauenrechte kann man nicht genug Mitstreiterinnen und Mitstreiter haben", ist Müller überzeugt. Und so sei es gar nicht so tragisch, dass zu diesem Frauenempfang nur Männer gekommen waren: "Diese können nun daheim bei ihren Frauen, Töchtern und Schwiegertöchtern Werbung für die Gleichberechtigung der Frau machen."

 

Text: Doris Kessler, PNP

 

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