Textilpolitisches Treffen beim Hotel- und Heimtextilien-Spezialisten Zollner
Vilsbiburg. Zu einem fachlich-politischen Austausch trafen sich vor Kurzem Klaus Lindner, der Hauptgeschäftsführer des Verbands der bayerischen Textil- und Bekleidungsindustrie (VTB), die SPD-Landtagsabgeordneten Ruth Müller und Christian Flisek und die beiden Inhaber des Textilunternehmens Zollner, Michael und Karl Zollner. Nach einem Firmenrundgang erläuterten Lindner und Karl Zollner den Politikern, wo sie derzeit Handlungsbedarf sehen.
Bis zu 27 größere und kleinere Textilunternehmen gab es nach dem Zweiten Weltkrieg in Vilsbiburg – die Gebrüder Seiler, das Hudson-Strumpf- und Sockenwerk, die Firma Rank, um nur die bekanntesten Namen zu nennen. Allein das älteste Unternehmen, die frühere Weberei Zollner, hat die dramatischen Veränderungen auf dem Textilmarkt überstanden und ist jetzt auch im Online-Handel erfolgreich.
Familienhotels als langjährige Kunden
Der Vorteil von Zollner war und ist dabei, dass das Unternehmen schon immer auf hohe Qualität gesetzt hat und mit Hotelwäsche und Berufsbekleidung in einem Bereich unterwegs ist, in dem sich feste Beziehungen ausbezahlt haben. „Unsere Stärke ist der Familienbetrieb im Hotel- und Gastronomiegewerbe“, erläuterte Zollner den Besuchern. Dort werden die Zuverlässigkeit und die Leistung des Vilsbiburger Textilunternehmens geschätzt. Anders als Hotelketten, die jedes Jahr einen neuen Einkäufer mit veränderten Vorstellungen hätten, legen die Traditionshäuser Wert darauf, dass Zollner über lange Zeiträume nachliefern kann, dass die Wäsche auch nach vielen Waschgängen weiter gut aussieht und dass bei Bedarf sehr schnell auch ungewöhnliche Maße und Formen geliefert werden können. Dazu unterhält Zollner noch eine kleine Näherei und Stickerei, in der sogar kurzfristig kleine Sonderwünsche erfüllt werden können. Größere Aufträge werden in Tschechien genäht und haben auch eine längere Vorlaufzeit. Seinen festen Kundenstamm hat das Vilsbiburger Textilunternehmen früher mit Handelsvertretern betreut – was heute aber nicht mehr gefragt ist. Vom zwischenzeitlichen Telefonverkauf ist man jetzt zur Online-Bestellung übergegangen, die noch verbliebenen Handelsvertreter arbeiten als Außendienst-Mitarbeiter.
Umsatz: mittlerweile 30 Prozent online
Überrascht zeigten sich Besucher, als Zollner sagte, dass mittlerweile 30 Prozent des Umsatzes über den Online-Shop „Zollner 24“ erzielt werden. „Dieser Wert wird nur von ganz wenigen Unternehmen im textilen Segment erreicht“, sagte Lindner. Ebenso überraschend war die Auskunft, dass die Rücklauf- und Umtauschquote im unteren einstelligen Bereich liege: Tatsächlich sind es vor allem Kleider und Schuhe, bei denen die Online-Kunden von Haus aus gleich mehrere Größen bestellen, um sich das passende Stück zu behalten. Bei Handtüchern oder Bettwäsche müsse vor allem die Qualität stimmen. Um in dieser Entwicklung erfolgreich sein zu können, müssen die Rahmenbedingungen stimmen: Zollner hat sich mit zwei Internet-Providern – M-net und Telekom – technisch abgesichert: „Wir hatten das Glück, dass das M-net-Glasfasernetz sowohl am Firmensitz in Vilsbiburg als auch beim Outlet in Velden unmittelbar vorbeiläuft“, sagte Zollner. Somit sei das Datenvolumen ausreichend. Die Verfügbarkeit des schnellen Datennetzes sei mit ausschlaggebend gewesen, um in Velden das komplette Triebenbacher-Gelände zu erwerben und von dort aus den Internet-Vetrieb auszubauen.
Verkehr: Landshut-Passage als Kostenfaktor
Weniger gut bewertet Zollner das Verkehrsnetz der Region. „Ich bin überzeugt, dass am Rand von größeren Zentren der Individualverkehr weiterhin eine zentrale Rolle spielen wird“, sagte er. Denn nicht nur die geforderte höhere Mobilität von Mitarbeitern, auch die Warenströme auf der Straße nähmen erkennbar zu. Nachdem die Stadt Landshut in den vergangenen Jahrzehnten keinerlei Verkehrsplanung hat erkennen lassen, muss der Verkehr in Richtung Süden den Pfropfen dort terminlich und wirtschaftlich einkalkulieren: „Die 45 Minuten, die unsere Speditionen zusätzlich benötigen, um durch Landshut zu kommen, werden uns in Rechnung gestellt“, erläuterte Zollner. Auch die B 299 sei mit dem aktuellen Verkehrsaufkommen überlastet. Eine leistungsfähige Nord-Süd-Verbindung sei deshalb extrem wichtig. Die Debatte nehme hysterische Züge an, sagte Christian Flisek dazu: „Wir müssen aufpassen, dass durch die Öko-Diskussionen, die in Schwabing geführt werden, Niederbayern nicht ins Hintertreffen gerät.“ Denn die wirtschaftliche Entwicklung des ländlichen Raums entspreche nicht den Vorstellungen der Städter, die am Wochenende möglichst in eine heile Natur fahren wollen. Der SPD-Abgeordnete weiter: „Dagegen sein ist heutzutage sehr einfach geworden. Trotzdem muss man zentrale Entwicklungen auch wieder hinbekommen, ohne dass gleich ein Generationenprojekt daraus wird.“
Text & Bild: Georg Soller, Vilsbiburger Zeitung