SPD Mitwirkung bei EEG-Novelle 2021 – Klimaschutzkonzept fördert Bürgerenergiewende
Rottenburg. Vor 20 Jahren setzten zahlreiche umwelt- und klimabewusste Kleinbetreiber und Privatpersonen auf Photovoltaik – und das zu relativ hohen Anschaffungskosten. Nun würden die ersten dieser Projekte aus der Förderung fallen. Dieses Szenario trifft auch auf die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Schul-Förderzentrums in Rottenburg zu. Die vier Anlagen-Teilhaber sehen sich aktuell in einer verzwickten Position: Einerseits liefert die Anlage noch viel umweltfreundlichen Strom von der Sonne, andererseits läuft der Einspeisungs-Vertrag mit dem Energieanbieter zum Jahresende aus, wirtschaftlich würde sich der weitere Betrieb ohne die Förderung nicht mehr rechnen.
„Auch das Landratsamt zögerte bisher mit einer möglichen Übernahme der 15kWp-Anlage für den Eigenverbrauch, da der bisherige Entwurf einer Novelle des EEG-Gesetzes hohe technische Auflagen für einen Weiterbetrieb zur Eigennutzung und die Einspeisung eines eventuellen Überschusses machte“, berichtete Inge Nothaft als Sprecherin der vier PV-Anlagen-Teilhaber auf der Förderschule bei einem Treffen, das im Freien mit der SPD-Landtagsabgeordneten Ruth Müller stattfand.
Mit Erleichterung registrierten die Rottenburger Solarstrompioniere, dass entsprechend der am Donnerstag im Bundestag beschlossenen EEG-Novelle 2021, die PV-Anlage auf der Förderschule zum 31.12.2020 nicht abgeschaltet werden muss. Weil sehr viele Kleinanlagenbesitzer in Bayern in den nächsten Jahren auch davon betroffen sind, haben besonders die SPD-Bundestagsabgeordneten in der großen Koalition darauf hin gewirkt, dass die gut funktionierenden über 20 Jahre ( Ü20 ) alten PV-Dachanlagen, durch einfache unbürokratische Lösungen weiter betrieben werden können und einspeisen dürfen, berichtete Stadträtin Angelika Wimmer. Photovoltaik (PV)-Dachanlagen mit weniger als 30 kW sollen komplett von der EEG-Umlage befreit werden, was auch für viele Landwirte Optionen zur Weiternutzung ausgeförderter PV-Anlagen über Eigenstromverbrauch sichert. Wie von der SPD gefordert, entfällt für Ü20-PV-Anlagen auch die Pflicht, ein neues Messgerät (Smart-Meter) zu installieren.
„So wie sich in Paris die Länder Weltweit vor fünf Jahren auf das gemeinsame Ziele geeinigt haben, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf deutlich unter zwei Grad Celsius, idealerweise auf 1,5 Grad zu begrenzen“, besteht nach Auffassung von Stadtrat Franz Gumplinger „auch für eine Gemeinde wie Rottenburg die Notwendigkeit, ein ambitioniertes Klimaschutzkonzept zu beschließen“. Ziel sei das schrittweise Erreichen einer energieneutralen Kommune bis zum Jahr 2030. „ Einer muss den Hut auf haben“ , betont Gumplinger! Entscheidend ist dabei, frühzeitig eine verantwortliche Projektleitung zu benennen und zu analysieren, „Wo stehen wir, was haben wir“? Auf dieser Datengrundlage könne eine maßgeschneiderte Energie- und Klimaschutzstrategie aufbauen. Die so ermittelten CO2-Bilanzen ermöglichten eine möglichst genaue Abschätzung der im ganzen Gemeindegebiet ermittelten Treibhausgase. In einem nächsten Schritt müssten Potenzial-Analysen zur Erzeugung von Strom und Wärme vor Ort erstellt werden. Sie liefern die notwendigen Daten, welche erneuerbaren Energiequellen und welche Erzeugungsanlagen sich für die jeweiligen Standorte am besten eignen. „Was können wir konkret tun?“ Aus der Ist- und der Potenzial-Analyse lassen sich Handlungsschritte ableiten, dem „Herzstück“ des Energiekonzepts mit dem Maßnahmenkatalog. Die Zustimmung der Akteure und Bürger ist zu gewinnen, weil sie auf allen Ebenen partizipieren.
Fotos: MdL Ruth Müller, Stadträtin Angelika Wimmer und Inge Nothaft ( Sprecherin der Ü20 PV-Anlagen-Teilhaber auf der Förderschule ) lassen sich die Funktion der Ü20-Photovoltaik-Dachanlage bei Stadtrat Franz Gumplinger erklären. Ein Stromspeicher im Keller ermöglicht es den überschüssigen Solarstrom auch dann nutzen, wenn keine Sonne scheint, die Solarmodule also aktuell keinen Strom erzeugen.